Friday, April 16, 2010

German article on Vaccines ...

Nierenzellkarzinom

In Deutschland erkranken jährlich ca. 350.000 Menschen an Krebs. Ein Großteil der Patienten
ist bei Diagnose über 60 Jahre alt, wobei das mittlere Erkrankungsalter bei 66 Jahren liegt.

Bei Männern sind bösartige Neubildungen im Bereich der Prostata, Lunge und Darm am häu-
figsten, während Frauen vor allem von Brust- und Darmkrebs betroffen sind.
Auslöser für eine Krebserkrankung sind meist viele Faktoren, die zusammentreffen, nur selten
lässt sich eine Krebserkrankung an einer Ursache festmachen. Es gibt allerdings einige ver-
meidbare Risikofaktoren, bei denen das Rauchen an erster Stelle steht. Bei 25-30% aller
Krebstodesfälle ist Zigarettenrauchen die Hauptursache. Ähnlich groß ist der Anteil, der auf
falsche Ernährung zurückzuführen ist. Andere Risikofaktoren sind Infektionen, genetische
Prädisposition, erhöhter Alkoholgenuss, Exposition am Arbeitsplatz und Umweltfaktoren
(Krebs in Deutschland, 2002).

Seit der Mitte der 80er Jahre scheint die Zahl an Krebsneuerkrankungen nicht mehr zuzuneh-
men und bei den Männern ergibt sich ab Mitte der 90er Jahre scheinbar ein leichter Rück-
gang. Deutschland dabei liegt bezüglich seiner Zahlenwerten dabei zwischen den Werten der
EU-Staaten und der USA.

Diesen Platz nimmt Deutschland auch bei den Prognosedaten ein. Die ersten 5 Jahre nach
Krebserkrankung überleben durchschnittlich 53% der Frauen und 40% der Männer, wobei
dies natürlich stark von der Krebsart abhängt:
Über 90% der Personen die an malignem Melanom oder Hodenkrebs erkranken überleben die
ersten 5 Jahre, wohingegen die Überlebensrate beim Speiseröhrenkrebs unter 10% liegt. Jähr-
lich sterben in Deutschland ca. 210.000 Menschen an Krebs (Quelle: Statistisches Bundesamt
Wiesbaden).

Eine sehr geringe 5 Jahresüberlebensrate haben auch Patienten mit metastasierendem Nieren-
zellkarzinom. Wenn bereits Metastasen aufgetreten sind, überleben nur 10% der Patienten die
ersten 5 Jahre nach Diagnose der Erkrankung (Krebs in Deutschland, 2002; Mejean et al.,
2003). 80-90% überleben dagegen die ersten 5 Jahre, wenn die Tumore auf die Niere be-
schränkt bleiben. Dies zeigt vor allem, wie wichtig eine frühe Diagnose und operative Entfer-
nung des Tumors ist. Bei sehr früher Diagnose kann immer öfter auch von einer kompletten
Entfernung der befallenen Niere abgesehen werden.

In Deutschland machen bösartige Nierenzellkarzinome ca. 4% der Neuerkrankungen und 3%
der Todesfälle an Krebs aus. Weltweit schätzt man zur Zeit ca. 100.000 Tote durch Nieren-
krebs pro Jahr. Nachdem es sowohl bei der Erkrankungsrate als auch bei der Sterberate in
Deutschland in den 70er und 80er Jahren zu deutlichen Steigerungen gekommen ist, stagnie-
ren die Zahlen seit Mitte der 90er Jahre. Allerdings liegen die Zahlen im Vergleichsrahmen
der EU-Staaten an vorderster Stelle. Risikofaktoren sind neben Rauchen und Übergewicht vor
allem die Exposition mit verschiedenen Chemikalien, Schwermetallen oder ionisierender
Strahlung. Eine sehr hohes Risiko haben auch Dialysepatienten und Patienten die von der von
Hippel-Lindau (VHL) Krankheit betroffen sind (Vogelzang und Stadler, 1998).

Nierentumore (RCC, renal cell cancer) unterscheidet man histologisch im wesentlichen in
klarzellige, chromophile, chromophobe Tumore und Onkozytome. Klarzellige und chro-
mophile Tumore haben ihren Ursprung im proximalen Tubulus, wobei klarzellige Karzinome,
die oft eine Inaktivierung des VHL-Gens zeigen, ca. 80% und chromophile Karzinome ca.
10% aller Erkrankungen ausmachen. Die restlichen Nierentumore wie chromophobe Karzi-
nome oder Onkozytome, haben ihren zellulären Ursprung in den abführenden Sammelgefäße
der Niere. Patienten mit einem chromphoben Karzinom haben die höchste Überlebensrate,
gefolgt von Patienten die an chromophilen und klarzelligen Nierenkarzinomen erkranken
(Motzer et al., 1996; Moch et al., 2000).

Zusätzlich zur histologischen Klassifikation werden die Tumore nach der TMN (tumor me-
tastasis nodes)-Klassifikation eingeteilt (Hermanek, 1998; Wittekind et al., 2002). Primärtu-
mor (Abb.10), regionale Lymphknoten, Fernmetastasen, histologisches Grading und dadurch
auch Eingruppierung in verschiedene Stadien werden dabei weltweit nach einheitlichen Re-
geln durchgeführt

Wenn der primäre Tumor nicht auf die Niere beschränkt ist (T3, T4), regionale Lymphkno-
tenmetastasen (N1, N2) oder entfernte Metastasen auftreten (M1) steigt die Stadiengruppie-
rung und es sinkt die Überlebensrate deutlich (Guinan et al., 1997). Auch ein geringer Diffe-
renzierungsgrad (G3-4) verschlechtert die Prognose für den Patienten.

Neben einer frühen Diagnose und schnellen operativen Entfernung des Tumors sind die The-
rapiemöglichkeiten sehr eingeschränkt (Motzer und Russo, 2000; Daliani et al., 2002; Zisman
et al., 2003). Nierenkarzinomzellen sind sehr resistent gegenüber Radio- und Chemotherapie.

Nur für einzelne Chemotherapeutika ist überhaupt eine positive Reaktion berichtet worden.
Dauerhafte Heilung wurde bisher nur in wenigen Einzelfällen dokumentiert. Eine etwas bes-
sere Therapiemöglichkeit bietet eine systemische Immuntherapie mit IL-2, IFN oder IFN.

Aber auch hier liegen die positiven Reaktionen bei Einzeltherapie unter 20%. Zur Zeit wird
eine Kombination aus mehreren Immuntherapeutika z.B. IL-2, IFN und einem Chemothera-
peutikum z.B. Fluorouracil empfohlen, hier ist eine positive Entwicklung der Tumorerkran-
kung in knapp 30% der Fälle festzustellen (Brinkmann et al., 2002; Ringhoffer und
Gschwend, 2002).

Spezifische Immuntherapie

Zelluläre Immuntherapien geben die Möglichkeit neue Wege zu beschreiten. Ziel ist die Ver-
besserung der Reaktion des Immunsystems und hier besonders der Immunantwort der T-
Zellen.

Durch eine spezifische Stimulation des Immunsystems erwartet man eine gute, langanhalten-
de Immunantwort, die vor allem wirksam gegen Metastasen sein soll und den Patienten auch
lange vor auftretenden Rezidiven schützen kann (Kaech et al., 2002).
Für eine erfolgreiche Immuntherapie ist es zunächst notwendig zu erkennen, wie die Tumor-
zellen sich dem Zugriff des Immunsystems entziehen (Abken et al., 2002).

Oft sind die Tumorzellen nicht in der Lage, das erste Signal über den die MHC-Klasse I Mo-
leküle oder das zweite costimulatorische Signal zur T-Zell Aktivierung auszulösen.
8.1. Ein spezifisches erstes Signal für die T-Zell Aktivierung
Sind die Tumorzellen nicht in der Lage, das erste Signal zu vermitteln, fehlt ihnen oft entwe-
der die MHC Oberflächenexpression bzw. Antigenpräsentation oder es gibt keine T-Zellen
mit passendem TZR, weil es sich z.B. um Selbstantigene handelt

Fehlt ein ausreichendes erstes Signal aufgrund geringer MHC Expression kann, man diese
durch die Gabe von IFN steigern und somit eine effiziente Immunantwort erreichen (Seliger
et al., 2000).

Bei schwacher Antigenpräsentation muss das Antigen dem Immunsystem auf anderer Weise
präsentiert werden. Zur Präsentation bieten sich dabei professionelle antigenpräsentierende
Zellen wie B-Zellen oder dendritische Zellen (DC) an, da sie eine hohe Expression von MHC-
und costimulatorischen Molekülen auf ihrer Oberfläche besitzen. Diese Zellen können in vitro
mit der DNA/RNA von Tumorantigenen/Tumorgewebe transfiziert oder mit antigenen Pepti-
den/Tumorzelllysat beladen und dann den Patienten verabreicht werden (Abb. 11; Nestle et
al., 1998; Dyall et al., 2001; Lambert et al., 2001; You et al., 2001; Heiser et al., 2002; Sul-
lenger und Gilboa, 2002; Thumann et al., 2003)

Ein anderer Weg ist die Injektion von Peptiden bzw. DNA-Molekülen von Tumorantigenen in
vivo. Man hofft dabei, dass DC diese Moleküle aufnehmen, dann antigene Peptide präsentie-
ren und somit T-Zellen aktivieren können (Parkhurst et al., 1996; Asea et al., 2000; Castellino
et al., 2000; Slansky et al., 2000; Hung et al., 2001; Livingston et al., 2001; Wang et al., 2001;
Parmiani et al., 2002).

In unkontrollierten klinischen Studien wurden allogene DC mit Tumorzellen fusioniert und
den Patienten verabreicht. Dadurch sollte die Antigenpräsentation der Tumorzellen mit den
costimulatorischen Eigenschaften der DC kombiniert werden. Da es bei diesen Versuchen zu
Unregelmäßigkeiten kam, sind Effektivität und Nebenwirkungen dieses vielversprechenden
Therapieansatzes zur Zeit nicht bekannt (Gong et al., 1997; Kugler et al., 2000; Avigan,
2003)

Fehlen dem Patienten T-Zellen die den passenden Rezeptor tragen, so kann man antigenspezi-
fische T-Zellrezeptoren über Retroviren in T-Zellen des Patienten einbringen und diese dem
Patienten verabreichen (Weijtens et al., 2000; Stanislawski et al., 2001; Haynes et al., 2002;
Sadelain et al., 2003). Allerdings ist der Einsatz von Retroviren zur Transfektion von T-Zellen
zur Zeit nur eingeschränkt möglich (siehe I.9.).
Die allogene Stammzelltransplantation hat in verschiedenen Untersuchungen eine antitumora-
le Wirkung gezeigt. Durch einen GVT-(graft versus tumor) Effekt wurde eine Wachstums-
regression von soliden Tumoren und Metastasen beobachtet (Childs und Srinivasan, 2002;
Childs, 2002; Drachenberg und Childs, 2003). Intensive Untersuchungen bei Nierentumor-
patienten zeigte allerdings nur bei einem von zehn Patienten eine evaluierbare Reduktion des
Tumorwachstums (Hentschke et al., 2003).
8.2. Verbesserte Immunantwort durch Costimulation

Nierenkarzinome sind immunogene Tumore, d.h. sie haben meist eine gute MHC Oberflä-
chenexpression und Antigenpräsentation (Motzer et al., 1996; Renkvist et al., 2001). Statt
dessen fehlt ihnen aber das zweite costimulatorische Signal. Somit ist es für die Therapie von
Nierentumoren sehr wichtig, neben dem ersten Signal über MHC und TZR, den T-Zellen das
zweite costimulatorische Signal zur Verfügung zu stellen. Dabei ist ein B7-Gentransfer in
Tumorzellen ein vielsprechender Ansatz für die Herstellung eines zellulären Vakzins. Solche
gentechnisch veränderten Tumorzellen bieten Möglichkeiten für das bessere Verständnis der
T-Zell Costimulation und zur Gewinnung neuer Erkenntnisse für mögliche Immuntherapien.

Es gibt verschiedene Wege, dieses zweite Signal den T-Zellen zur Verfügung zu stellen:
Ist das Tumorantigen bekannt, können T-Zellrezeptoren in T-Zellen des Patienten eingebracht
werden, die in der Lage sind, neben dem ersten Signal über eine CD28 Signaldo-
mäne, auch das zweite Signal zu vermitteln (Hombach et al., 2001).

Ein anderer Weg ist, Tumorzellen mit costimulatorischen B7-Molekülen zu transfizieren und
diese Zellen inaktiviert dann als zelluläres Vakzin zu verabreichen (Jung et al., 1999). Diese
modifizierten Tumorzellen sind dann in der Lage, im Patienten dessen antigenspezifischen T-
Zellen zu aktivieren (Abb. 13). In verschiedenen Mausmodellen wurden solche Ansätze be-
reits erfolgreich getestet (Akagi et al., 1997; Kerkmann-Tucek et al., 1998; Li et al., 1998;
Raes et al., 1998; Wollenberg et al., 1999; Tao et al., 2001). Durch Kombination mit ver-
schiedenen Zytokinen wie GM-CSF oder IL-2 konnten weitere Verbesserungen gezeigt wer-
den (Dunussi-Joannopoulos et al., 1998; Sivanandham et al., 1998; Liu et al., 2000; Van Gin-
derachter et al., 2000; Wang et al., 2000a; Wu et al., 2001). Auch die Kombination von B7-
Molekülen mit Adäsionsmolekülen wie ICAM-1 und LFA-3 führt zu einer verbesserten Im-
munität (Hodge et al., 2001; Shankar et al., 2001; Greiner et al., 2002; Briones et al., 2003;
Hodge et al., 2003; Oh et al., 2003; Schlom et al., 2003)

Verschiedene humane Studien in diesem Bereich wurden bei Adenokarzinomen (Horig et al.,
2000; von Mehren et al., 2000; von Mehren et al., 2001), Brustkrebs (Meyer et al., 1999),
Melanom (Kaufman et al., 2000) und Nierenkarzinomen (Antonia und Seigne, 2000; Pantuck
et al., 2001; Antonia et al., 2002) bereits erfolgreich durchgeführt. In Deutschland sind mehre-
re Studien in Vorbereitung. Dabei ist zur Zeit der Einsatz von allogenen B7 transfizierten
Tumorzellen geplant. Die Patienten erhalten als Vakzin bestrahlte Tumorzellen, die nicht
mehr teilungsfähig sind. Durch den Verlust der Teilungsfähigkeit und allogene Abstoßungs-
reaktionen ist der Patient sehr gut geschützt. Im Vergleich zum Einsatz autologer Tumorzellen
können die T-Zellen des Patienten hier allerdings nur Antigene erkennen, die von den zwi-
schen Tumor- und T-Zelle übereinstimmenden MHC-Molekülen (z.B. HLA-A2) präsentiert
werden. Durch die schnelle Abstoßungsreaktion bleibt für diese T-Zell Erkennung nur wenig
Zeit. Daher wird bei diesen Therapieansätzen die Vakzinverabreichung mehrfach wiederholt,
um eine ausreichende T-Zell Aktivierung mit Proliferation und Zytokinsekretion zu erreichen
(Seliger und Kronfeld, 2003).

Neue Therapiewege - Retroviren und Ribozyme

Ein Gentransfer in primäre humane Zellen wie Knochenmarkstammzellen oder T-Zellen, wie
er für die Transfektion z.B. zur Expression von TZR-Molekülen notwendig ist, ist im Ver-
gleich zum Gentransfer in etablierte Zelllinien sehr schwierig. Molekularbiologische Stan-
dardmethoden, wie Elektroporation und Lipofektion, haben für klinische Anwendungen meist
eine zu geringe Effektivität oder gravierende Nebenwirkungen.
Eine schnelle effiziente Methode des stabilen Gentransfers in primäre sich teilende Zellen ist
der Einsatz von Retroviren. Hierbei macht man sich die Eigenschaft der Retroviren zu Nutze,
sich über zwei identische DNA-Bereiche, die long terminal repeats (LTR) stabil in das Ge-
nom der infizierten Zellen integrieren zu können. Zwischen diesen beiden LTR Bereichen
sitzen beim natürlichen Virus die Gene, die er zur Vermehrung benötigt, hinter der Sequenz,
die für die Verpackung der Virus-DNA in die Viruspartikel benötigt wird, der leader-
Sequenz. In den aus diesen Retroviren entwickelten retroviralen Systemen hat man diese Be-
reiche getrennt. Die Gene für die Virusvermehrung sind nur im Genom von sogenannten Ver-
packungszelllinien vorhanden und in den retroviralen Vektor kann man fremde DNA z.B. für
B7-Moleküle oder ein Ribozym einbringen.

Diese Vektoren mit LTR, leader-Sequenz und fremder DNA werden in Verpackungszelllinien
transfiziert, welche diese DNA-Bereiche dann in infektiöse Retroviruspartikel verpacken, die
im Gegensatz zum natürlichen Virus ihre eigenständige Vermehrungsfähigkeit verloren ha-
ben. Eine eigenständige Vermehrung dieser Retroviren ohne Verpackungszellen ist daher we-
der in vivo noch in vitro möglich. Neben diesem Sicherheitsaspekt wurden diese Systeme au-
ßerdem so optimiert, dass nur noch die Gene exprimiert werden, die man in die primären Zel-
len einbringen will. Alle anderen möglichen Translationsinitiationssequenzen (ATG) wurden
entfernt (Hildinger et al., 1999) und dadurch die Expression potentiell immunogener Proteine
verhindert. So kommen diese retrovirale Systeme (Abb. 15) auch schon in mehreren klini-
schen gentherapeutischen Anwendungen zum Einsatz (Wong-Staal et al., 1998a; Kühlcke et
al., 2002)

Für unterschiedliche Zelltypen stehen dabei die LTR Bereiche unterschiedlicher Retroviren
zur Verfügung. Haupteinsatzgebiet dieser retroviralen Systeme ist die Transfektion von Kno-
chenmarksstammzellen oder anderen Zellen des Immunsystems, z.B. zur Kompensation von
Immundefekten (Hacein-Bey-Abina et al., 2003), Vermittlung einer Resistenz gegen Che-
motherapeutika (Laufs et al., 2002), Stammzellmarkierung (Bonini et al., 1997; Li et al.,
2002) oder Therapie von HIV Infektionen (Wong-Staal et al., 1998a). Während retrovirale
Systeme mit den LTR Bereichen des spleen focus forming virus (SFFV) gute Genexpressio-
nen in myeloischen Zellen zeigen, sind die LTR Bereiche von myeloproliferativem Sarcomvi-
rus (MPSV) und moloney murine leukemia virus (MoMuLV) geeignet für die Transfizierung
von Knochenmarkstammzellen oder T-Zellen. Diese Unterschiede werden u.a. verursacht
durch gewebespezifische Promotoraktivität, so zeigen z.B. die Promotorbereiche des Zytome-
galievirus (CMV), SV40 Virus und MoMuLV hohe Aktivitäten in myeloischen Zellen im
Vergleich zu Promotoren von CD11 oder CD34 (Malik et al., 1995; Hu und Pathak, 2000;
Ebara et al., 2002; Engels et al., 2003; Ginn et al., 2003)

Durch die hohe Transfektionseffizienz, die sich durch den Einsatz retroviraler Vektoren errei-
chen lässt, kann man auf den Einsatz störender Selektionsmarker verzichten (Jung et al.,
1998).
Im Jahr 2002 traten erste ernsthafte Komplikationen beim Einsatz von Retroviren auf, als bei
einer klinischen Studie in Frankreich bei zwei Patienten nach Gentherapie eine Leukämie-
ähnliche Krankheit diagnostiziert wurde (Hacein-Bey-Abina et al., 2003). Kinder mit der erb-
lichen Immunschwächekrankheit SCID-X1 wurden mit eigenen, retroviral modifizierten Kno-
chenmarkstammzellen behandelt. Durch Transfer eines intakten Gens wurde dabei die Nor-
malfunktion der Stammzellen wieder hergestellt. Drei Jahre nach Therapiebeginn wurde eine
starke Vermehrung von T-Zellen festgestellt, die dieses intakte Gen trugen. Nachdem es eini-
ge Monate zuvor in einem Mausmodell ebenfalls gelungen war, durch retroviralen Gentrans-
fer Leukämien auszulösen (Li et al., 2002), wurden zunächst alle klinischen Studien mit Ret-
roviren in Deutschland gestoppt (Paul-Ehrlich-Institut und Bundesärztekammer, 2003). Nach
eingehender Prüfung und ethischer Neubewertung wurde einigen Studien die Fortsetzung
genehmigt. Für die Fortführung von Studien, die ein ähnliches Prinzip wie die französische
Studie benutzen, ist allerdings eine umfassende neue Risikoabschätzung und Korrektur der
Studienprotokolle notwendig (Baum et al., 2003).
Nachdem man bis vor 20 Jahren annahm, dass nur Proteine enzymatisch biochemische Reak-
tionen katalysieren können, entdeckte man in Pflanzen, niederen Eukaryonten, Bakterien und
Viren RNA-Moleküle, die in der Lage waren, andere RNA Moleküle zu spalten. Die Fähig-
keit dieser Ribozyme wurde analysiert und man kann nun synthetische Moleküle herstellen,
die in der Lage sind, spezifisch die mRNAs verschiedener Gene zu zerstören. Dadurch sind
verschiedenste therapeutische Ansätze, z.B. für die Therapie nach HIV-Infektion (Wong-Staal
et al., 1998a; Feng et al., 2000; Sullenger und Gilboa, 2002), möglich geworden.
Das Ribozym bindet an die Ziel RNA und durch eine Transesterrifikationsreaktion wird eine
Spaltung der Ziel-RNA vermittelt (Abb. 16). Neben der Ermittlung der idealen Zielsequenz
auf der Ziel-RNA ist die Verabreichung des funktionellen Ribozyms von entscheidender Be-
deutung. Meist werden zur Expression in T-Zellen retrovirale Vektoren eingesetzt, die das
Ribozym in einer Expressionskassette, z.B. für tRNA-Moleküle, tragen.

In Abb. 17 ist ein Therapieablauf dargestellt, wie er zur Zeit in klinischen Studien bei HIV-
Patienten eingesetzt wird. Ein Vektor, der in der Lage ist, Ribozyme zu exprimieren, wird in
T-Zellen eingebracht, die vorher über Leukapherese aus dem Blut der Patienten isoliert wur-
den. Anschließend erhalten die Patienten die transfizierten T-Zellen infundiert. Das Ribozym
unterdrückt hier die Expression des T-Zell Oberflächenrezeptors CCR5, über den der HIV-
Virus an CD4+ T-Zellen binden und die Zellen infizieren kann (Wong-Staal et al., 1998a).
Auch bei der Therapie gegen Krebs gibt es klinische Studien, bei denen z.B. Ribozyme gegen
den Angiogenesefaktor VEGF eingesetzt werden (Glade-Bender et al., 2003)

Jährlich erkranken in Deutschland 14.000 Menschen an Nierenkrebs, 6.300 sterben daran. Für
die Behandlung des metastasierenden Nierenzellkarzinoms liegt zur Zeit keine effektive The-
rapie vor. Da das Nierenzellkarzinom als immunogener Tumor eingestuft wird (Motzer et al.,
1996; Motzer und Russo, 2000; Renkvist et al., 2001), bietet sich bei dieser Erkrankung die
Möglichkeit der klinischen Umsetzung neuer spezifischer Immuntherapien. Durch Vakzinie-
rung mit gentechnisch B7 modifizierten Tumorzellen sollte eine Therapie mit hoher Spezifi-
tät, geringen Nebenwirkungen und guter Prognose für diese Patienten möglich sein, deren 5-
Jahres Überlebensrate sonst unter 10% liegt (Krebs in Deutschland, 2002; Mejean et al.,
2003).
Von den für den klinischen Einsatz vorgesehenen B7 plasmidbasiert transfizierten Nierenkar-
zinomzelllinien (Jung et al., 1999) werden Zellklone mit unterschiedlicher B7-Oberflächen-
expression selektioniert und in in vitro MLTC-Versuchen mit HLA-gematchten und
-ungematchten T-Zellen eingesetzt. Durch Analyse von Proliferation, Zytokinsekretion und
zytotoxischer Aktivität der T-Zellen können hier grundlegende Erkenntnisse über die
costimulatorischen, konzentrationsabhängigen Eigenschaften von B7-1 und B7-2 zur effekti-
ven Stimulierung einer autologen/allogenen T-Zell Antwort gewonnen und deren Konsequen-
zen für klinische Studien ermittelt werden.
Zur Umsetzung einer klinischen Pilotstudie zur Vakzinierung von Patienten mit metastasie-
rendem Nierenzellkarzinom sollen die vorliegenden B7 modifizierten allogenen Nierenkarzi-
nomzelllinien eingesetzt werden. Hierbei ist es zunächst die Aufgabe, die GLP-Kontrolle und
GMP-Produktion des zellulären Vakzins zu kontrollieren. Weiterhin soll für den klinischen
Einsatz des zellulären Vakzins eine SOP (standard operating procedure) für den Ablauf Auf-
tauen-Bestrahlung-Verabreichung entwickelt und für die Vorlage des klinischen Protokolls
bei der Kommission für somatische Gentherapie der Bundesärztekammer verifiziert werden.
Durch Etablierung eines schwach immunogenen retroviralen Vektorsystems zur Transfektion
von Nierenkarzinomzelllinien mit B7-1 bzw. B7-2 kann ein Therapiekonzept zum Einsatz von
autologen B7 transfizierten Nierenkarzinomzelllinien in klinischen Studien entwickelt wer-
den. Ein retrovirales Vektorsystem kann dabei auf den Einsatz eines Antibiotikaresistenzgens
verzichten, was die Immunogenität des Vektorsystems erheblich reduzieren wird.
Darüber hinaus sollen auch Therapiekonzepte entwickelt werden, die eine Modifikation der
T-Zell Aktivierung auf der T-Zell Seite beinhalten. Dadurch könnte es möglich sein, auch
gegen andere tumor escape Mechanismen neben der fehlenden Costimulation therapeutisch
vorzugehen. Hier ist die Entwicklung eines Vektorsystems mit einen Ribozym gegen die
mRNA für CTLA-4 ein möglicher Ansatz (Cepero et al., 1998).
Da bereits mehrere B7 homologe Proteine identifiziert wurden, werden die Analysen der T-
Zell Aktivierung auf diese Moleküle ausgeweitet (Ling et al., 2000; Chapoval et al., 2001;
Freeman et al., 2002). Nach Isolierung der B7-H2 cDNA wird diese in Nierenkarzinomzellli-
nien transfiziert und etablierte B7-H2 Transfektanden in MLTC-Analysen eingesetzt.
Die Identifizierung von Biomarkern für die Detektion einer klinisch signifikanten Immunant-
wort ist für die Analyse der Effizienz immuntherapeutischer Studien sehr wertvoll (Mosca et
al., 2003). T-Zellen nach Aktivierung durch B7 transfizierte Nierenkarzinomzelllinien sollen
mittels etablierter Proteomanalyse (Lichtenfels et al., 2001) untersucht werden. Differentiell
exprimierte Proteine werden massenspektrometrisch identifiziert und ihre Bedeutung als
Biomarker evaluiert. Diese Analysen werden weiterhin auch auf die Untersuchung
phosphorylierter Proteine ausgeweitet. Die grundlegende Bedeutung der identifizierten Protei-
ne für die B7 Costimulation von T-Zellen soll abschließend durch Erstellung eines
Netzwerkes von Proteininteraktionen ermittelt und bewertet werden.

http://scholar.google.com/scholar?q=vakzine%20nierenkrebs
http://scholar.google.com/scholar?q=vakzine+nierenkrebs+coley

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