Freiburger Studenten präsentieren neuen Ansatz der Krebstherapie
Von Michael Lange
Biologie.- Am MIT in Boston treffen sich zurzeit Studenten aus aller Welt - zur Meisterschaft der Biokonstrukteure: dem iGEM-Wettbewerb. Auch ein Team aus Freiburg ist dabei. Es präsentiert Viren, die sich auf Krebszellen stürzen.
Viren sind kleine Piraten. Sie kapern die viel größeren Körperzellen von Pflanzen, Tieren oder Menschen und nutzen sie für ihre Zwecke. Oft vermehren sich Viren in den Zellen und zerstören sie. Würden die Viren statt in gesunde Zellen nur in Krebszellen eindringen, könnten sie den Krebs zerstören und wären ein ideales Hilfsmittel für die Krebsmedizin. Dazu will das Projekt des Freiburger Studententeams beitragen, erklärt die Studentin Hanna Wagner.
"Prinzipiell haben wir einen Virus-Partikel, den Adeno-Assoziierten Virus, den wir für unsere Zwecke verändern möchten, so dass er gezielt Tumorzellen befallen kann."
Adeno-Assoziierte Viren sind ungefährlich und werden bereits in der medizinischen Gentherapie verwendet. Auch im Kampf gegen Krebs haben Mediziner sie bereits ausprobiert. Das wissen die Studenten natürlich. Denn sie haben ihr Wettbewerbs-Projekt auch durch Studium der Fachliteratur vorbereitet. Volker Morath und die anderen Studenten mussten sich etwas besonderes ausdenken.
"Man muss auf andere Leistungen aufbauen, so dass man einfach versucht, verschiedene Komponenten zusammen zu bringen, sie zu vereinen und ein System daraus zu bauen. Das ist auch der Punkt, den wir verwirklichen wollen. Dass wir ein Kit erstellen, das dann von anderen Wissenschaftlern genutzt werden kann, um da dann ihre eigenen Sachen zu integrieren. Und dieses sehr umfangreiche Kit ist in dieser Form sicherlich noch nicht dagewesen. Sicherlich eine schöne Sache."
Ein Kit ist eine Art Biobaukasten mit Fertigelementen. Statt jedes einzelne Biomolekül selbst zu gewinnen oder herzustellen, verwenden Wissenschaftler immer häufiger Fertigbauteile. Die Konstruktionshilfe zum Viren-Bau könnte also tatsächlich Interessenten finden. Das Projekt war für alle etwas Besonderes.
"Die Chance hat man als Student sonst nicht. In einem normalen Praktikum arbeitet man zwar mit, aber ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen, das ist etwas Neues, eine Herausforderung und macht wahnsinnig viel Spaß."
Beate Kaufmann und die anderen Studenten aus Freiburg haben monatelang gearbeitet. Und es war längst nicht sicher, dass sie ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden würden. Denn das Arbeiten mit Viren hat seine Tücken, weiß Volker Morath.
"An viralen Genomen spielt man im Normalfall nicht so arg gerne herum oder versucht sie zu modifizieren. Zum einen, weil sie sehr komplex sind und komprimiert, und deshalb alles seinen definierten Zweck hat. Und wir haben jetzt versucht 20 Mutationen in diesem Genom unterzubringen, und haben dann immer gehofft, dass das am nächsten Tag noch funktioniert. Wir haben Mutationen durchgeführt, das alles geplant, und die Mutationen haben nur im Zusammenspiel funktioniert. Und wäre jetzt eine von diesen Mutationen nicht glücklich gewesen und hätte das Virus zerstört, dann hätte unser ganzes Projekt nicht funktioniert."
Die mit dem eigenen Baukasten konstruierten Viren sind überlebensfähig. Sie erkennen Krebszellen und dringen in sie ein. Der Teamchef und Ratgeber des Teams Freiburg Kristian Müller ist stolz auf seine Mannschaft. Denn am Ende haben die Studenten ihr Ziel erreicht.
"Das heißt: Die Kernkomponenten unseres Virus-Bastel-Kits für unsere Gen-Fähre um Tumoren zu bekämpfen, die stehen und funktionieren."
Ob das Team aus Freiburg heute beim internationalen Wettbewerb iGEM am M.I.T. einen der begehrten Preise gewinnt, ist da fast schon Nebensache.
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